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In den Anfangsjahren unserer Stadt bis weit bin die frühe Neuzeit hinein vereinten die Häuser in der Stadt und auf dem Lande meist Ställe und den Wohnbereich unter einem Dach. Im Wohnbereich gab es vielfach nur einen Raum mit einer Feuerstelle. Um darauf Speisen und Getränke zuzubereiten, aber auch damit es zumindest im einem Wohnraum in den kalten Jahreszeiten ein wenig wärmer war.

DAS FEUER DURFTE NICHT AUSGEHEN

Feuer wurde damals überwiegend auf offenen Feuerstellen gemacht, wo Sudden, Plaggen, Torf, Holz oder in seltenen Fällen auch Kohle verbrannt wurden. Weil das Anzünden eines Feuers meist noch sehr aufwändig war, durfte das Feuer in den häuslichen Feuerstellen nie ganz ausgehen. Deshalb wurde die Glut in den Feuerstellen über Nacht mit einem Gefäß abgedeckt. So hielt sie sich bis in den frühen Morgen, und man konnte mit ihr leicht ein neues Feuer entfachen.

VIEL RAUCH UND KEINE SCHORNSTEINE

Bis auf wenige herrschaftliche Gebäude, wie z.B. die Burg Altena, verfügten aber die meisten einfachen Häuser noch bis in die frühe Neuzeit hinein über keine Schornsteine oder Kamine. Der Rauch der Feuerstelle verteilte sich im ganzen Haus. Er wurde über nur kleine Öffnungen im Giebel oder in den Hauswänden, durch Löcher im Strohdach oder durch das Öffnen der Haustore nach Draußen abgeleitet. Dass sich der Raum im Haus verteilte hatte natürlich eine schlechte Raumluft zur Folge, die vielfach zur ernster Erkrankungen der Atemwege führte. Die Häuser, die über keinen Schornstein zu Rauchabzug verfügtem, nannte man damals Rauchhäuser.

Aber der Rauch hatte auch durchaus positive Auswirkungen. Er konservierte das Gebälk und machte es weniger anfällig für den Befall durch Schädlinge wie den Holzwurm. Zudem wurde der Rauch genutzt, um Speck, Schinken und Würste durch Räuchern haltbarer zu machen. Über dem Wohnbereich der Häuser wurde vielfach das Getreide gelagert. Auch hier wirkte sich der Rauch positiv aus. Er förderte den Trocknungsprozess und half gegen Schädlingsbefall.

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BRENNENDE HÄUSER WAREN MEIST NICHT NEHR ZU RETTEN

Zwar wurden über die offenen Feuerstellen vielfach Funkenfänge angebracht, aber die konnten den Funkenflug auch nicht gänzlich eindämmen. Weil die Dächer meist noch mit Stroh oder Holzschindeln gedeckt waren, kam es oft zu Bränden, bei denen schnell das ganze Haus in Flammen stand und bis auf die Grundmauern niederbrannte. Die Brandbekämpfung blieb ob der geringen Löschmöglichkeiten darauf beschränkt, die Ausbreitung des Feuers auf andere Gebäude zu verhindern. Das brennende Haus an sich war meist nicht mehr zu retten.

Um die Feuergefahr einzudämmen, wurden vielfach Koch- und Backstellen oder Räuchereien in kleinen Gebäude außerhalb der Wohnhäuser errichtet, so dass man zumindest im Sommer im Haus kein Feuer mehr entzünden brauchte.

Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurden auch die einfachen Häuser nach und nach mit Schornsteinen, Kaminen und Rauchabzügen über den Feuerstellen versehen. Kochherde kamen erst Jahre später allgemein zum Einsatz.

RAUCHHÄUSER FÜR DIE SEUCHENEINDÄMMUNG

Noch Mitte des 19. Jahrhunderts gab in den entlegenen, ländlichen Teilen der Grafschaft noch solche Rauchhäuser, die meist von Heuerleuten bewohnt waren . Als Rauchhäuser wurden aber auch Gebäude bezeichnet, in die sich Menschen begeben mussten, um das Einschleppen und Verbreiten von Krankheiten und Seuchen zu verhindern. Solche Rauchhäuser standen bei uns meist an den Grenzübergängen zu Holland.

 

RAUCHHÜHNER – DIE LEBENDE GRUNDSTEUER

 

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Auch im Mittelalter mussten viele Menschen Steuern und Angaben bezahlen. Neben den Verbrauchssteuern auf Konsumgüter wie z.B. Bier und Wein waren dies vor allem Abgaben, die an den Landesherren (Grafen), an freie Gutsbesitzer oder an andere Landeigentümer wie z. B. Klöster und Kirchen zu entrichten waren.

Aber auch die Stadträte verlangten nach Abgaben, vor allen von den Hausbesitzern oder -bewohnern. Hier wurde eine Gebäudesteuer erhoben, die aber meist nicht mit Geld, sondern mit Naturalien bezahlt werden musste. Die Gebäudesteuer war im Grunde genommen eine Steuer auf Feuerstellen. Überall, wo aus oder bei einem Haus Rauch aufstieg, war diese Angabe fällig. Die Angabe hingegen war nicht sehr hoch. Zumeist war sie auch nur einmal im Jahr zu einem bestimmten Zeitpunkt fällig. Damit auch weniger wohlhabendere Menschen diese Feuerstellensteuer bezahlen konnten, wurde sie vielfach mit Federvieh beglichen. Hühner wurden fast in jedem Haushalt gehalten. So hielten viele Bauern und Hausbesitzer oder deren Mieter ein paar Hühner extra, um die Steuern zu begleichen. Diese Hühner nannte man auch Rauchhühner.

NICHT IMMER DAS BESTE FEDERVIEH

Rauchhühner wurden am Fälligkeitstermin von bei den Steuerpflichtigen abgeholt, oder diese hatte sie z.B. beim Rathaus abzuliefern. Man kann sich dabei denken, dass nicht immer die besten und gesundesten Hühner für diese Steuer verwendet wurde, oftmals gab es auch Streitigkeiten deswegen. Die eingesammelten oder abgegebenen Rauchhühner dienten vor allem bei den Landesherren und Gutsbesitzern zur Bereicherung des Küchentisches. Die Rauchhühner, die nicht für den Eingengebrauch verwendet wurden, kamen später auf den Markt und wurden dort mit entsprechenden Aufpreis verkauft. Abgaben in Form von Rauch- oder Pachthühner gab es in der Grafschaft noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit der Befreiung der Abgabeverpflichtungen durch Zahlung einer Ablösesumme, die das 25fache der bisher jährlichen Abgaben betrug, war auch das Rauchhuhn in der Grafschaft nur noch Geschichte.

Quellen: wikipedia, Der Grafschafter, Scheurmann, unveröffentlichte Manuskripte u.a.
Foto: wikipedia (Fronzie), pixelbay, Der Grafschafter

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