Auf dem Grundstück Markt 14 stand bis in die 1960 Jahre ein altes Haus, das bereits um 1600 urkundlich erwähnt wurde. Damals war es in Besitz von Adolfs Grave, Anschließend wechselte das Haus mehrfach den Besitzer. Im Jahr 1826 eröffnete dort die Witwe von Johann Friedrich Wolff eine „Erholungsstätte“, in der Bier- und Branntwein ausgeschenkt wurde. Sie trug den Namen „Wolffsschlucht“.
Im Jahr 1857 wurde der Lingener Karl L. Schächter Bürger der Stadt Schüttorf. Er übernahm 1865 den Lindemannschen Gasthof zum „Güldenen Roßkamm“ am Markt. In das Wolffsche Haus heiratete der Bäcker Wiemink ein. Seine Tochter wurde die Frau von Heinrich Schächter, dem späteren Schinkenfabrikanten. Die Familie Schächter-Wiemink bezog das Wolffsche Haus am Markt und führte die „Wolffsschlucht“ weiter.
Der Durst der Schüttorfer BürgerInnen war gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wohl sehr beträchtlich. Immer mehr Schänken wurden in der Stadt eröffnet, so z.B. von Jan Spering oder von Conrad Regenbogen, Insgesamt wurden 1830 in 24 Lokalen Bier, Wein und Branntwein getrunken, Und das reichlich. Allein an Branntwein flossen ca. 18.200 Liter durch die Kehlen der durstigen Schüttorfer. Das machte einen pro-Kopf-Verbrauch von 17 Litern jährlich, vom Säugling bis zum Greis.
Hergestellt wurde der Branntwein bei Dethardt Regenbogen in der Windstraße und Wilhelm Schümer in der Steinstraße. Die einzige Brauerei in der Stadt soll sich im „Güldenen Hirschen“ von Gerhard von Almeloh befunden haben. Natürlich konnte diese lokale Produktion bei weitem nicht die Nachfrage decken, so dass das meiste Bier und auch viel Schnaps und fast aller Wein „importiert“ wurde.

Das Almelohsche Haus in der Steinstraße. Ob hier vorher die Brauerei im „Güldenen Hirsche“ gestanden hat, ist nicht ganz gesichert.
Die Vielzahl der Lokale und vor allem der starke Alkoholgenuss mit all seinen Folgen war dem Rat der Stadt ein Dorn im Auge. Man wollte deshalb die Zahl der Gaststätten halbieren. Die Gewerbefreiheit sollte für Schankwirte aufgehoben und durch eine Konzessionierung ersetzt werden. Zudem sollte die Konzession nicht vererbbar sein, sondern nach dem Tode des jeweiligen Wirts erlöschen. Dieses Vorhaben stieß natürlich auf den erbitterten Widerstand der ortsansässigen Wirtsleute. Nicht wenige von ihnen zählten zu den wohlhabenden und einflussreichen Bürgern der Stadt. So verschwand dieser Plan genauso wie die Einführung einer hohen Branntweinsteuer in den Schubladen der Verwaltung.
Streifzug durch die Stadtgeschichte
1. Plundermelkshoek • 2. Stadtmusikanten • 3. Nachtwächter • 4. Maße
5. Falschmünzerei • 6. Stadtsiegel • 7. Schüttorfer Frauen • 8. Bürgereid
9. Haus Kaldemeyer • 10. Apotheke • 11. Wolffsschlucht • 12. Schüttorfer Schmiede
13. Schüttorfer Seide • 14. Ohne Moral • 15. Vechteschiffahrt • 16. Verbrechen
17. Schüttorfer Pergament • 18. Badehalle • 19. Mühlen • 20. Alte Post
21. Sportpalast • 22. Hagenfriedhof • 23. Urhöfe • 24. Kuhdorf
25. Klosterkirche • 26. Garnisonsstadt • 27. Hessenweg • 28. Stadtmauer
29. Stadttore • 30. Adelshof von Beesten • 31. Föhnstraße • 32. Pferdemarkt
33. Nordhornerstraße • 34. Schevestraße • 35. Waldschlösschen • 36. Burg Schottbrink
37. Tiggelhof • 38. Vechtefischerei • 39. Elektrizitätswerk • 40 Schüttorfer Feld